Die spasmodische Dysphonie ist eine der schwersten Stimmstörungen und führt bei den Betroffenen meist zu ausgeprägten Einschränkungen in der Kommunikationsfähigkeit und zu einem hohen Leidensdruck. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass es während der Stimmgebung zu unwillkürlichen Verkrampfungen der Kehlkopfmuskulatur kommt. Es gibt zwei Formen der spasmodischen Dysphonie, den Adduktor-Typ und den Abduktor-Typ. Ob sich die Störung durch eine logopädische Therapie behandeln lässt, sollte in einem Therapieversuch geklärt werden, bevor andere, z.B. operative Therapiemaßnahmen zum Einsatz kommen.
Pathomechanismus und Symptomatik der spasmodischen Dysphonie
Unsere Stimmritze (Glottis) besteht aus zwei Stimmlippen, die über zwei gelenkartige Stellknorpel beweglich gelagert sind. Wenn wir atmen, werden unsere Stimmlippen an den Rand des Kehlkopfes bewegt und damit unsere Glottis geöffnet. Auf diese Weise kann die Atemluft ungehindert in die Lunge einströmen. Wenn wir dagegen sprechen oder singen, dann werden die Stimmlippen in die Mitte bewegt und die Glottis damit geschlossen. Die Ausatemluft versetzt nun die Stimmlippen in Schwingung und der Stimmklang entsteht. Für diesen Öffnungs- und Schließmechanismus der Glottis sind bestimmte Kehlkopfmuskeln zuständig. Bei der spasmodischen Dysphonie ist dieser Mechanismus beeinträchtigt und es kommt zu Verampfungen der glottisöffnenden oder -schließenden Muskulatur.
Der Adduktor-Typ
Durch die unwillkürliche Kontraktion der stimmlippen-schließenden Muskulatur, kommt es beim Sprechen zum unwillkürlichen Verschluss der Glottis, was zur Unterbrechung des Luftflusses führt. Die Stimme klingt gequält, gepresst, angespannt, ächzend oder stöhnend. In schweren Fällen kommt es zum völligen Abbruch der Phonation. Die Kontraktion der Kehlkopfmuskulatur führt zu einer erheblichen Sprechanstrengung.
Der Abduktor-Typ
Durch die unwillkürliche Kontraktion der Stimmlippen-öffnenden Muskulatur kommt es zur ungewollten Öffnung der Glottis. Die Stimme klingt stark behaucht mit plötzlich eintretenden Phasen kompletter Stimmlosigkeit (Aphonie). Die Sprechanstrengung entsteht durch den hohen Luftverbrauch.
Bei beiden Typen der spasmodischen Dysphonie kommt es zu ausgeprägten Auffälligkeiten der Sprechatmung.
Ursachen
Die Ursachen sind bislang nicht geklärt, vermutet werden neurologische Ursachen in den Bereichen unserer Großhirnrinde (Cortex) oder den tiefer liegenden Basalganglien.
Logopädische Therapie
Häufig stehen die Symptome der spasmodischen Dysphonie im Zusammenhang mit stimm- und sprechtechnischen Defiziten. In einer logopädischen Therapie sollte geklärt werden, ob sich die Störung durch eine Übungstherapie verbessern lässt. Typische Ziele der logopädischen Behandlung sind der Abbau der hyperfunktionellen Phonationsmechanismen, die Erarbeitung einer physiologischen Sprechatmung und eine konsequente Umsetzung stimmhygienischer Maßnahmen. Sollte sich herausstellen, dass sich die Symptomatik durch die stimmtherapeutische Behandlung nicht verbessern lässt, können noch weitere Therapieverfahren in Betracht gezogen werden:
Weitere Behandlungsmaßnahmen
- Injektionstherapie mit Botulinum-Toxin (Botox): Dies führt in der betroffenen Muskulatur zu einer schlaffen Parese. Die Prozedur muss alle 3-5 Monate wiederholt werden.
- Psychotherapie kann bei einer psychogenen Komponente der Störung eine wichtige begleitende Maßnahme sein.
- Durchtrennung des N. recurrens mit dem Nachteil schwerer Nebenwirkungen.
- Thyreoplastik zur Lateralisation der Stimmlippen