Elternsprache, Babytalk & co.: Natürliche Sprachförderung von Anfang an

Eltern sprechen ganz offensichtlich mit ihren Kindern anders, als mit Erwachsenen. Das ist auch gut so, denn die Art und Weise wie besonders Mütter mit ihren Kleinkindern sprechen hat sich über Jahrtausende entwickelt. Sie greifen damit auf altbewährtes Kommunikationsverhalten zurück, das die Kinder in optimaler Weise in ihrem Spracherwerb unterstützt. In diesem Artikel erfahren Sie, welche sprachförderlichen Kommunikationsstrategien Eltern anwenden und wie sich dies auf den Spracherwerb der Kinder auswirkt.

Die Elternsprache verändert sich mit der Sprachentwicklung des Kindes

Wenn man Eltern in der Kommunikation mit ihren Kindern beobachtet, dann bemerkt man, dass sich die Sprache der Eltern im Laufe der Jahre deutlich verändert: Eltern sprechen mit ihren Babies eindeutig anders als mit ihren zwei-, drei- oder sechsjährigen Kindern. Ganz intuitiv passen sie anscheinend ihre Sprache dem Entwicklungsstand ihres Kindes an und sorgen damit für eine sehr wirkungsvolle Sprachförderung.

Elternsprache im ersten Jahr:
Die Ammensprache, Babytalk

Eltern scheinen einen besonderen Instinkt zu besitzen. Sobald das Baby auf der Welt ist, verwenden Eltern plötzlich ganz besondere Kommunikationsformen. Sie sprechen sehr gefühlvoll, verwenden eine ausgeprägte Sprechmelodie, sprechen höher, verwenden ausgeprägte Mimik, ahmen die Lautäußerungen ihres Kindes nach und freuen sich über jeden Blickkontakt oder jedes Lächeln ihres Kindes. Damit sorgen sie für äußerst vielfältige und positive Kommunikationserfahrungen beim Kind. Diese Form der Elternsprache nennt man Ammensprache oder Babytalk.

Keine Angst vor Babysprache bei Kindern von 1-3

Einige Eltern sind sich unsicher, ob sie Begriffe wie „Wauwau“ für Hund oder „Miau“ für Katze verwenden sollten. Aus sprachtherapeutischer Sicht sollten sie das unbedingt tun, denn diese lautmalerischen Begriffe sind in optimaler Weise dazu geeignet, den Kindern zu verdeutlichen, dass Wörter hörbare Symbole für Objekte und Lebewesen sind. Denn genau zu dieser Erkenntnis müssen Kleinkinder innerhalb der ersten beiden Lebensjahre kommen.
Wenn ein Kind im Alter von 1-3 Jahren also „Miau“ für Katze sagt, freuen wir Eltern (und Sprachtherapeut*innen) uns darüber und wiederholen diesen Begriff noch einmal. Wir bestätigen dem Kind damit, dass wir es verstanden haben und ermutigen es  dadurch in seinen Sprechversuchen. Zusätzlich können wir in einer der nächsten Äußerungen auch noch unser Erwachsenenwort verwenden.

Die Merkmale der Ammensprache:

  • viel Blickkontakt
  • erhöhte Sprechstimmlage
  • variationsreiche Intonation
  • Freude an den Kommunikationsversuchen des Babies
  • Nutzen aller Kommunikationskanäle: Mimik, Gestik, Berührungen, lautmalerische Elemente, Sprache
  • emotionale und freudvolle Kommunikation
  • starker Einsatz mimischer Kommunikation: lächeln, lachen sowie grimmasieren zum Ausdruck verschiedener Emotionen
  • häufige Wiederholungen wichtiger Wörter
  • Betonung der wichtigen Wörter
  • Dehnung von Vokalen
  • Deutliche Segmentierung in Phrasen

Elternsprache im zweiten Jahr:
Stützende Sprache (Scaffolding)

Im zweiten Jahr beginnt das Kind nun Wörter und erste Wortkombinationen zu produzieren. Die Elternsprache passt sich dieser Entwicklung an und wird komplexer. Sie ist gekennzeichnet durch die folgenden  Merkmale:

  • häufiges Benennen der wichtigen Wörter
  • Betonungen
  • Dehnung von Vokalen
  • Langsames Sprechtempo
  • einfache Satzstrukturen
  • Wiederholungen und Reformulierungen
  • Immitationen der kindlichen Lautäußerungen und Erweiterungen

Elternsprache im dritten Jahr:
Lehrende Sprache (Motherese)

Im dritte Jahr produzieren Kinder Mehrwortäußerungen und korrekte Hauptsätze. Die Elternsprache nähert sich nun allmählich der Erwachsenensprache an. Sie besteht aus Haupt- und Nebensatzstrukturen und unterstützt die Sprachentwicklung des Kindes durch die folgenden Sprachlehrstrategien:

  • Wiederholdende Rückmeldung: Die korrekte Äußerung des Kindes wird bestätigend wiederholt und dadurch der Dialog aufrecht erhalten.
    „Da schläft die Katze.“ –  „Genau, da schläft die Katze.“
  • Erweiterungen: Die Äußerung des Kindes wird erweitert.
    „Der Hund schläft“ – „Oh ja, der Hund schläft in seinem Körbchen.“
  • korrigierende Rückmeldung (Corrective Feedback): Die noch unvollständige oder fehlerhafte Äußerung des Kindes wird aufgegriffen und somit indirekt korrigiert.
    „Katze pingt“ – „Oh ja, die Katze springt auf den Baum.“

Fazit

Eltern verfügen über intuitive und natürliche kommunikative Fähigkeiten in der Kommunikation mit ihren Kindern. Sie passen ihre Elternsprache ganz flexibel an die Sprachentwickung ihres Kindes an und unterstützen ihr Kind damit sehr effektiv in ihrem Spracherwerb.

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