Logopädisch orientierter Gesangsunterricht
Sprechen und Singen sind zwei unterschiedliche Modalitäten unserer Stimme, die viele Gemeinsamkeiten und einigen Unterschieden aufweisen. Sie beeinflussen sich gegenseitig im Guten wie im Schlechten: Eine robuste Sprechstimme hilft der Singstimme und eine gute Gesangstechnik führt meistens zu einer klangvollen Sprechstimme. Stimmtechnische Defizite hingegen übertragen sich von einer Modalität immer auch auf die andere. Heiserkeit beim Sprechen verschwindet nicht, wenn wir anfangen zu singen und eine unphysiologische Sprechatmung belastet auch die Gesangstechnik.
Da wir davon überzeugt sind, dass die Sprech- und Singstimme untrennbar miteinander verbunden sind, ist es aus logopädischer Sicht unvermeidbar, beide Stimmfunktionen mit in die Stimmbildung einzubeziehen.
Sing- und Sprechstimme gemeinsam betrachten
Während in der logopädischen Stimmbehandlung die Sprechstimme im Vordergrund steht, geht es im Gesangsunterricht um die Entwicklung einer gesunden Gesangstechnik. Trotz einiger Unterschiede, bestehen viele Übereistimmungen bezüglich der Physiologie des Sprechens und des Singens:
- Atemtechnik: Eine gute Atmung ist leichtgängig, unhörbar und besteht aus einer Mischatmung aus Bauch- und Brustatmung. Die Schultern bleiben normalerweise unbeteiligt.
- Stimmgebung und Artikulation: Die Lunge liefert die Luft für die Stimmgebung, im Kehlkopf entsteht der Stimmklang und im Mund- und Nasenraum entstehen die Sprachlaute.
- Klangvolle Stimme ohne Geräuschbeimischungen: Beim Sprechen und beim Singen geht es immer darum, dass die Stimmlippen frei schwingen können und einen klaren und geräuschfreien Stimmklang erzeugen, der in den Resonanzräumen optimal verstärkt wird.
- Stimmökonomie: Wie das Sprechen auch, bereitet das Singen nur dann Freude, wenn es leichtgängig ist und die Stimmgebung mühelos funktioniert.
Rock & Pop-Gesang
Im Gesangsunterricht lernt der Schüler zunächst die anatomischen und physiologischen Grundlagen kennen, die zum Verständnis der Stimmbildung wichtig sind. Die Inhalte werden dazu theoretisch erklärt und praktisch erarbeitet, so dass der Schüler im Laufe der ersten Stunden ein gutes Verständnis über die Stimmbildung erlangt. Aus gesangspädagogischer und logopädischer Sicht ist eine gute stimmtechnische Ausbildung eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Stimme dauerhaft leistungsfähig und gesund bleibt.
Eingangsuntersuchung
Zu Beginn des Gesangsunterrichtes erfolgt eine eingehende Stimm- und Gesangsanalyse, bei der wir neben den klassischen logopädischen Diagnostikverfahren auch die computergestützte Stimmanalyse eingesetzen. Es geht dabei darum, herauszufinden, wie die Singstimme des Schülers funktioniert:
- Wie groß ist der Stimmumfang?
- wie laut und wie leise ist die Stimme?
- Ist die Stimme belastbar und leistungsfähig?
- Werden Töne präzise getroffen?
- Wie ausgeprägt ist die musikalische Vorbildung?
- Gibt es Zeichen einer gestörten Stimmfunktion, wie z.B. Heiserkeit?
Aufbauend auf den Erkenntnissen der Stimmanalyse wird im Anschluss gemeinsam mit dem Schüler der Gesangsunterricht geplant.