Sprech- und Sprachfehler sind lästig, verunsichern und schränken die Kommunikationsfähigkeit ein. Sie treten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auf. Neben dem Lispeln und Nuscheln, gibt es noch viele weitere Symptome, die im Rahmen von Sprachstörungen auftreten können. Da die Sprachfähigkeit für Menschen eine überragende Bedeutung hat, sollten Sprech- und Sprachfehler immer ernst genommen und rechtzeitig behandelt werden.
In diesem Artikel berichten wir über die häufigsten Sprech- und Sprachfehler bei Kindern und Erwachsenen und wann sie logopädisch behandelt werden sollten.
Inhalt
Sprech- und Sprachfehler bei Kindern
Kinder sind in der Phase ihrer Sprachentwicklung häufig von Sprech- und Sprachfehlern betroffen. Bei ungefähr 10 % aller Kinder zeigen sich Sprachverarbeitungsprobleme. Die Symptome zeigen sich auf den folgenden sprachlichen Ebenen.
Aussprache (Artikulation)
In den ersten 5 Jahren ihres Lebens erwerben Kinder das Lautsystem ihrer Muttersprache. Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass sich die Lautentwicklung nicht in altersgerechter Weise entwickelt. Häufig zeigen sich dann Lautersetzungen oder eine insgesamt undeutliche Artikulation.
Lispeln
Beim Lispeln wird der relativ schwer zu bildende s-Laut fehlgebildet. Dieser Sprechfehler tritt bei ungefähr 10% der Kinder auf und ist damit einer der häufigsten Aussprachefehler im Kindesalter.
Phonologische Aussprachestörungen
Bei phonologischen Aussprachestörungen kann es zu einer Vielzahl von Sprachfehlern kommen bei denen einzelne Sprachlaute ersetzt, Silben ausgelassen oder Lautverbidungen vereinfacht werden. Bei dieser Art der Aussprachestörung ist die Verständlichkeit und damit die Kommunikationsfähigkeit der Kinder häufig erheblich eingeschränkt.
Nuscheln
Manche Kinder weisen keine spezifischen Sprech- oder Sprachfehler auf, sind aber dennoch schwer zu verstehen. Undeutliches Sprechen wird umgangssprachlich als nuscheln bezeichnet und steht häufig im Zusammenhang mit einer schwach ausgebildeten Mundmuskulatur.
Grammatikalische Sprachfehler
Wenn Kinder von einer Sprachentwicklungsstörung betroffen sind, dann ist meistens auch die Grammatikentwicklung betroffen. Typische Sprachfehler sind Auslassungen von Wörtern, Wortstellungsfehler und fehlerhafte Plural- oder Verbformen. Häufig haben die Kinder Schwierigkeiten damit, komplexe Satzstrukturen zu bilden, wie z.B. Nebensätze.
Sprachfehler bei Kindern
sollten ernst genommen
und rechtzeitig behandelt werden.
Sprachtherapie bei Kindern
Die sprachlichen Fähigkeiten haben einen großen Einfluss auf die gesamte kindliche Entwicklung. Sprachauffällige Kinder haben es im Kindergarten viel schwerer, ihre Bedürfnisse zu vermitteln und können sich in der Schule häufig nicht so sprachgewandt ausdrücken. Studien zeigen eindeutig, dass sie häufiger von Leserechtschreibstörungen betroffen sind. Deshalb sollten Sprech- und Sprachfehler bei Kindern im Vorschulalter genau beobachtet und rechtzeitig behandelt werden.
Wann sollten Sprech- und Sprachfehler bei Kindern behandelt werden?
Wann der richtige Zeitpunkt für eine logopädische Behandlung gekommen ist, hängt immer von der individuellen Symptomatik und vom Alters des Kindes ab. Solltest du das Gefühl haben, dass dein Kind Schwierigkeiten im Spracherwerb hat, empfehlen wir dir, deinen Kinderarzt darauf anzusprechen. Sollte er den Eindruck haben, dass die Sprachentwicklung nicht altersgerecht verläuft, wird er dir eine logopädische Sprachdiagnostik empfehlen.
Sprachdiagnostik
Eine Sprachdiagnostik würden wir in den folgenden Fällen empfehlen:
- Du hast das Gefühl, dass dein Kind auf Sprache häufig nicht reagiert.
- Du bist dir unsicher, ob sich dein Kind sprachlich gut entwickelt.
- Dein Kind ist zwei Jahre alt und spricht nur wenige Wörter und bildet noch keine Zweiwortsätze.
- Dein Kind ist drei Jahre alt und ist für Fremde immer noch sehr schwer zu verstehen. Es macht noch viele artikulatorische Sprech- und Sprachfehler.
Wenn du das Gefühl hast,
dass dein Kind noch zu viele
Sprech- und Sprachfehler produziert,
solltest du deinen Kinderarzt darauf ansprechen.
Sprech- und Sprachfehler bei Erwachsenen
Artikulationsfehler
Zu den häufigsten Sprechfehlern bei Erwachsenen gehört die Fehlbildung der Zischlaute /s/ und /sch/. Meistens handelt es sich dabei um eine Artikulationsstörung, die bereits im Kindesalter vorlag und sprachtherapeutisch nicht ausreichend behandelt wurde. Die Betroffenen selbst nehmen ihren Sprechfehler meistens gar nicht wahr. Durch die Rückmeldung von anderen ahnen sie aber, dass mit ihrer Aussprache irgend etwas nicht stimmt und sie fühlen sich in ihrer Sprechweise verunsichert.
Überhastetes Sprechen
Die schnelle und verdichtete Arbeitswelt in der die meisten von uns leben, wirkt sich auch auf unser Sprechen aus. Die Folge kann ein hohes Sprechtempo sein, das oft mit eingeschränkter Verständlichkeit und vielen Versprechern verbunden ist. Darüberhinaus hat das hohe Sprechtempo meistens auch Auswirkungen auf die Sprechatmung.
Wer zu schnell spricht, bildet häufig auch zu lange Sätze und atmet überhastet. In der Folge fehlt die Luft für eine klangvolle Sprechstimme.
Leichte Sprechfehler können stark verunsichern.
Sie lassen sich auch im Erwachsenenalter gut behandeln.
Neurologische Erkrankungen
Erkrankungen des Nervensystems können eine Reihe von Sprech- und Sprachstörungen auslösen. Zu diesen Krankheiten gehören z.B. das Parkinson-Syndrom, Schlaganfälle oder Hirnblutungen. Ausgelöst werden solche Störungen durch eine Schädigung von Hirnarealen, die an der Sprachverarbeitung oder an der Steuerung von Sprechbewegungen beteiligt sind. Die dabei entstehenden Sprech- und Sprachfehler sind häufig sehr stark ausgeprägt und können die verbale Kommunikationsfähigkeit stark behindern.
Aphasie
Sprache entsteht in den zwei sprachverarbeitenden Arealen des menschlichen Gehirns, dem Broca- und dem Wernickezentrum.
Sie liegen in der linken Gehirnhälfte. Wenn es zu einer Schädigung in diesen Hirnregionen kommt – z.B. bei einen Schlaganfall – entstehen Sprachstörungen. Je nach Schweregrad der Aphasie kommt es dabei zu einer Vielzahl von Sprachfehlern, wie z.B. Wortabrufproblemen, Lautbildungsfehlern oder grammatikalischen Defiziten.
Dysarthrie
Bei einer Dysarthrie kommt es zu einer fehlerhaften Steuerung von Sprechbewegungen im Gehirn. Neben der Aussprache kann auch die Sprechatmung oder die Stimmgebung betroffen sein. Typische Symptome der Dysarthrie sind eine sehr undeutliche, schwer zu verstehende Aussprache, Heiserkeit oder die Veränderungen von Sprechgeschwindigkeit und Sprechmelodie.
Besonders bei schweren Sprech- und Sprachstörungen
ist eine sprachtherapeutische Behandlung wichtig.
Sie hilft den Betroffenen und ihren Angehörigen,
sprachlich in Kontakt zu bleiben.